Braucht Glaube Kunst? Diese Frage ist eine moderne Frage. Erst mit der Aufklärung und der bewussten Säkularisierung in der Folge der französischen Revolution stellte sich die Frage nach der Beziehung zwischen Glaube und Kunst auf so radikale Weise. Die Ablehnung und Verdammung der verachteten mittelalterlichen Werte führte nach und nach zu einem neuen, selbständigen Kunstschaffen jenseits von christlichen Themen- und Aufgabenstellungen. Glaube und Kunst lebten nebeneinander bis im Historismus mit der romantischen Neubesinnung auf die alten Werte und einer Wiederentdeckung der alten Formen eine neue Seite im Buch der Geschichte von "Glaube und Kunst“ aufgeschlagen wurde. Doch alle neuen Bemühungen um eine christliche Prägung der Kunst konnten seitdem am Ende nichts an der Tatsache ändern, dass die bis dahin selbstverständliche Einheit von Glaube und Kunst zerbrochen war.
Die hier vorliegende Publikation gliedert sich in drei Teile. Im ersten Teil wird eine der wichtigsten Veranstaltungen des Vereins für Christliche Kunst der vergangenen Jahre dokumentiert. Die Festtagung zum 150jährigen Jubiläum des Vereins im Mai 2003 stand unter dem Thema "Braucht Glaube Kunst?“ Mit diesem Tagungsthema stellte der Verein die Gretchenfrage in zwei Richtungen: Die Podiumsteilnehmer aus der Welt der Kirche wurden gefragt: Nun sag, wie hast du’s mit der Kunst? und die Referenten aus der Welt der Kunst wurden mit der Frage: Nun sag, wie hast du’s mit der Kirche? konfrontiert.
Im zweiten Teil der Publikation geht es um die Frühjahrstagung des Jahres 2005, die unter dem Thema "Ist weniger mehr? Wie gehen wir mit der Bildersehnsucht der Gläubigen um?“ stand. Diese Tagung thematisierte den oft sinnentstellenden Umgang der Pfarrgemeinden mit den Kirchenbauten der klassischen Moderne. Die "Leere“ der Kirchenbauten St. Fronleichnam in Aachen und der Benediktierabtei St. Benediktusberg in Vaals als eine Herausforderung an die üblichen Sehgewohnheiten zu begreifen, stand im Mittelpunkt der Auseinandersetzung.
Der dritte und letzte Teil der hier vorliegenden Publikation dokumentiert in einer tabellarischen Übersicht die wichtigsten Daten im Leben des Vereins für Christliche Kunst in der Zeit von 1996 bis 2005.
Gaby Bayer-Ortmanns
Dr. Dominik M. Meiering