Gerresheim, Bert
Gerresheim - "Oostender Stundenbuch"
Bestell-Nr 1055
ISBN 978-3-87448-345-2
erschienen 07.10.2011
Rubrik Kunst und Kultur
Umfang 152 Seiten
Maße 25,0 x 33,0 cm
Gewicht 1300 g
Preis 39,00 inkl. 7% MwSt
Lieferstatus   Lieferbar
Autoren
James Ensor, Xavier Tricot, Werner Roemer

Im Dialog mit James Ensor

Seit vielen Jahren reist Bert Gerresheim in unregelmäßigen Abständen nach Ostende an die Kanalküste, um dort im Hotel ‚Rubens‘ am Visserskaai abzusteigen und tagsüber bei sonnigem als auch windigem Wetter in der Stadt oder am Meer zu sein. Was ihn immer wieder dorthin zieht, zeigen die Frottage-Zeichnungen des „Oostender Stundenbuches“.

Immer dann, wenn Gerresheim durch größere Aufträge lange und intensiv von Arbeiten im plastischen Medium in Anspruch genommen war, bemüht er sich anschließend, seine spezifisch graphischen Fähigkeiten zu reaktivieren. Denn die Zeichnung erlaubt ihm, Distanz zu der repräsentativen Größe und dem dramatischen Ernst seiner bildhauerischen Werke zu nehmen.
Wie zur körperlichen und seelischen Entspannung widmet er sich dann dem unprätentiösen, ludischen Arbeiten in seinen Zeichnungen, die auch das kleinere Format erlauben. Im Grunde sind es banale Bildgegenstände in den Blättern, die man anderenorts auch antreffen könnte, wäre da nicht eine eigenartige magische Atmosphäre in den Darstellungen, die auf den genius loci eines James Ensor zurückzuführen ist, der 1860 in Ostende geboren wurde, als Malergenie die längste Zeit seines Lebens dort verbracht hat und mit dem den Düsseldorfer eine langjährige Seelenverwandtschaft verbindet.

Was Gerresheim an Ensor fasziniert, ist zunächst einmal eine tiefe Beziehung zum Phantastischen, die zweifellos ein Erbe der flämischen Tradition von Hieronymus Bosch bis Pieter Brueghel ist. Beide lassen ihrer Vorstellungskraft freien Lauf. Neben dem konkret Sichtbaren steht bei ihnen das bloß Vorgestellte, Erinnerte, Geträumte. In der barocken Realität, in der sie leben, werden der eine wie der andere durch bizarre Gegenstände erregt: Muscheln, Marionetten, Vasen und Schüsseln, Teppich- und Tapetenmuster, die den Keim der Phantasie bereits in sich tragen. Wellenförmige Linien entstehen, die durch ihre Assoziationen neue Motive schaffen und in ihrem imaginären Charakter dem Symbolisten Ensor wie dem Surrealisten Gerresheim nahestehen.

So greift Gerresheim ganz selbstverständlich gewisse Motive und deren Stilmittel von Ensor auf. Dessen Anschauung kann ihm gerade so gut wie der eigene Stil zur unmittelbaren Erfahrung werden. Er schlüpft in die Gewänder Ensors und spricht doch mit eigener Stimme. Denn er durchschaut dessen Vorlagen, entrümpelt sie vom Zeitgeschmack und allen Accessoires, um die eigene Komplexität in den Bruchstücken zu erfassen. Gerresheim tritt in der Rolle Ensors auf, um sein Ureigenstes durch die Rekonstruktion verborgener Muster zu manifestieren. Er erfüllt den Vorgänger mit Leben, indem er dessen Herkunft rekapituliert. So entsteht ein Dialog mit ihm und seiner Geschichte.

Von daher versteht sich der 1969 von Gerresheim erfolgte Ausspruch: „Die moderne Kunst beginnt in der Vlaanderenstraat.“ – Ensors Adresse. Vom obersten Eckfenster dieser Adresse besitzt der Künstler im übrigen einen alten Fensterrahmen, den er wie eine ehrwürdige Reliquie hütet, da von diesem Fenster der Wegbereiter der Moderne sein Leben lang die Welt betrachtet hat.

(Auszug aus dem „Vorwort“ von Werner Roemer)

Bert Gerresheim,
geboren 1935 in Düsseldorf, 1956 – 60 Studium an der Kunstakademie in Düsseldorf, 1960 – 63 Studium der Kunstgeschichte, Archäologie und Germanistik an der Universität in Köln, 1961 Stipendium des Kulturkreises im Bundesverband der Deutschen Industrie, 1965 Förderpreis zum Cornelius-Preis der Stadt Düsseldorf für Bildhauerei, 1967 – 68 Stipendium für einen einjährigen Aufenthalt in der Villa Massimo in Rom, 1974 – 78 Gast der Villa Romana in Florenz, 1977 Kunst¬preis der Künstler, Düsseldorf, 1978 Kunstpreis: „Zeitgenössisches Menschenbild“ des Unesco Komitees Zopot (Polen), 1979 Förderpreis zum Kunstpreis der Stadt Berlin, 1982 Dankmedaille des Katholikentages Düsseldorf, 1983 Ehrenplakette „Alte Düsseldorfer“, 1990 Heinrich-Heine- Plakette der „Düsseldorfer Jongens“, 1995 Kunstpreis der „Düsseldorfer Jongens“, 1996 Brüder- Jacobi-Plakette des Freundeskreises Düsseldorfer Buch 75, 1997 Aufnahme in die Archicofradia Universal des Apostol Santiago (Spanien), 1999 Ehrengabe des Corsello de la Ciudad des Rianxo (Spanien), 2001 Ehrenmedaille „Amicus“ des Episkopats Warschau, 2004 Ehrenbürger der Stadt Rianxo, Nordwest-Spanien.

Denkmals- und Monumentalgestaltungen für Außen- und Innenräume im In- und Ausland (Deutschland, Irland, Spanien, Polen). Darunter: Heinrich Heine-Monument, Stadterhebungsmo¬nument, Katholikentagskreuz, Mahnmal des schweigenden Widerstands-Popieluszko-Denkmal, Josef-Arbeitermonument, Rochus-Monument, Kirchenportal Alt-St. Martin, Hoppeditz-Denkmal, Karl-Arnold-Memorialskulptur, Heinrich Heine-Denkmal der Universität, Düsseldorf. Figuren- Ensemble der Universität, Edith Stein-Denkmal, Weltjugendtags-Denkmal am Dom, Köln. Edith Stein-Memorial, Berlin. Heinrich Heine-Büste in der Walhalla, Donaustauf. Kreuzwegstationen und Kreuzweg, Kreuzmonument am Paulusdom, Münster. Stadtmonument, Wuppertal. Mahn¬mal der Versöhnung, Kleve. Kirchenportale, Apokalypse-Monumentalrelief, Mariensäule, Kreuz¬wegreliefs, Kriegsmemorial, Kevelaer. Kreuzweggestaltung, Wesel. Jakobus-Denkmal, Neuss. Saarwerden-Denkmal, Zons. Franziskus-Denkmal, Mönchengladbach. Jakobus-Stele, Miltenberg. O Fiach-Memorial, Nord-Irland. Dichter-Memorials, Marienmonument, Rianxo, Spanien. Popie¬luszko-Denkmal, Warschau, Edith Stein-Kapelle, Krakau, Polen. Ausgestaltung der Kapelle des Seligen Johannes Paul II., Düsseldorf. La-Verna-Epitaph, Paderborn. Edith-Stein-Memorialskulptur, Neuss. Karl-Leisner-Memorialskulptur, Kleve.

Einzelausstellungen im In- und Ausland, Werke in öffentlichen und privaten Sammlungen im In-und Ausland – Buchillustrationen – Fernsehfilme.