Schneider OFM, P. Herbert
Schneider - Mensch als Christ
Bestell-Nr 04450
ISBN 978-3-87448-499-2
erschienen 16.08.2018
Rubrik Religion / Theologie
Umfang 104 Seiten
Maße 11,0 x 17,5 cm
Gewicht 182 g
Einband Taschenbuch(Paperback)
Preis 9,80 inkl. 7% MwSt
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Das Buch

Das Anliegen der vorliegenden Gedanken ist die Lebendigkeit des persönlichen Glaubens angesichts der Gottferne und der diesseitigen funktionalen Weise des Zusammenlebens. Die moderne Technologie, für sich genommen, reduziert das menschliche Verhalten auf eine messende Feststellung von Tatsachen unter Verlust der Erfahrung höheren Menschseins und Gottes selbst, eben der Religion.
Es ist der Schritt vom Sachwissen, das wir brauchen, zum persönlichen Glauben, aus dem wir leben, erforderlich. Ist doch der Mensch auf personale Begegnung und letztlich auf die personale Begegnung mit Gott ausgerichtet. Der Mensch, welcher bejaht, dass sein Leben geprägt ist von der persönlichen Gottesbegegnung, darf sich von Gott geliebt und persönlich angesprochen erfahren und in seinem Alltag in dieser Gottesbegegnung leben. Wir gehen nicht auf einen allgemeinen, sondern auf einen personalen Glauben zu, in welchem sich der einzelne Gott zuwendet, welcher sich ihm schon immer zugewandt hat und ihn in der Liebe anspricht.
Die Welt braucht heute Menschen der Beziehung und Begegnung, wozu der christliche Glaube hilft, indem er den Menschen wertet, der als Person im eigenständigen Ich in Begegnung tritt mit dem Du des Mitmenschen und erfüllend mit dem Du Gottes. Der Christ tut es selbst und in Einheit mit den Mit-Glaubenden, tief und erfüllend in personaler Freundschaft mit Jesus Christus und in ihm mit Gott.
Dem wollen die folgenden Beiträge dienen, wobei der Inhalt des Glaubens nicht ausgeschlossen ist, vielmehr einbezogen in den personalen Glaubensvollzug von Ich und Du des Menschen. Die Menschen heute suchen das Heilige im Immanenten, wobei es doch zugleich transzendent im persönlichen Du Gottes ist, nicht isoliert im Ich, sondern in Begegnung von Ich und Du.
Heute ist es wichtig, Lebenswerte in uns selbst zu erkennen und zu leben, da in den gesellschaftlichen Veränderungen viele gesellschaftliche Lebenswerte fragwürdig geworden sind. Der Lebenswert in unserem Selbst ist das Leben von Ich und Du in Liebe zu uns selbst, zum Mitmenschen und letztlich zu Gott. Auf allen Wegen und in allen Aufgaben können wir diesen Lebenswert der Begegnung von Ich und Du als Grundwert beachten und verwirklichen. Dieser Lebenswert prägt unsere Lebensweise, in der wir darstellen, wer wir sind, nämlich personale Menschen von Ich und Du, in deren Begegnung Gott mit seiner Liebe dabei ist. So sehr daher ich selbst als Ich dem Du begegne, ist das nicht lediglich eine anonyme „Privatsache“, sondern persönliche Bezeugung meines personal gelebten Glaubens an Gott in Einheit mit der Person Jesu Christi.
Angesichts der Schrumpfung religiösen Bewusstseins ist es unser Anliegen, den Bezug des christlichen Glaubens und Lebens zu den zentralen Fragen unserer Existenz und Gesellschaft aufzuweisen, indem wir von der personalen Begegnung von Ich und Du des Menschen ausgehen, vom Leben als Person. Uns geht es nicht um eine umfassende systematische Darstellung, sondern um eine persönliches Nachdenken und Mitteilen meines Glaubens. Dabei ist Religion nicht lediglich eine Privatangelegenheit, sondern Leben für den einzelnen und für die Gesellschaft. In der Begegnung mit dem letzten und vollkommensten Du Gottes findet der Mensch die Kraft für ein ermutigendes und tragendes Leben mit Gott und den Menschen.
Gott als Du ist einerseits Partner des Menschen in seinem Ich, andererseits ist Gott jedoch mehr: Schöpfer des Ich des Menschen. Der vielfach anzutreffende schweigende Atheismus, der Gott übersieht, wird in unserer Darlegung aufgegriffen, da auch der Mensch, der über Gott schweigt, ein ich-Du-Verhältnis lebt und dieses Verhältnis offen ist und letztlich nur erklärbar ist aus dem Ich-Du-Verhältnis des Menschen zu Gott, gründend im Ich-Du-Verhältnis Gottes zum Menschen. Uns geht es also um eine Antwort aus der Erfahrung, die auch der schweigende Atheismus hat: Die Ich-Du-Begegnung der Menschen untereinander, die aber nicht wie im Atheismus in sich besteht, sondern in der Ich-Du-Begegnung mit Gott gründet. Der Mensch täuscht sich, wenn er den Sinn seines Lebens allein in den geschöpflichen Verhältnissen sucht, die doch bezogen sind auf den Schöpfer Gott. Dann verfällt er dem Nihilismus: Leben nur nach Zwecken des Ich, ohne Sinn in Begegnung von Ich und Du.
Du bist als Ich zugleich Du-bezogen, denn du bist von Gott auf Gott hin geschaffen. Gott liebt dich. Deinerseits darfst Du das Ich Gottes als Du ansprechen und ihm begegnen. Der christliche Glaube ist eine persönliche Begegnung mit dem Du Gottes, zusammen und in Jesus Christus, der uns an seinem eigenen Leben der Gott-Begegnung teilnehmen lässt.
Das Christentum der Zukunft erfährt Jesus Christus gegenwärtig und wirksam, beginnend im Dialog von Ich und Du. Wir stellen eine deutlich werdende Sehnsucht nach neuer Begegnung mit Gott fest. Sie beginnt und verwirklicht sich in der persönlichen Begegnung mit Jesus Christus. Begegnung ist zuerst eine innere Erneuerung und Bestärkung im dialogischen Leben von Ich und Du mit Jesus Christus.
Nach dem Evangelium leben, heißt, in persönliche Begegnung mit Jesus Christus treten und in ihm in persönliche Begegnung mit Gott, der uns in Liebe entgegenkommt. Das bedeutet, ein neues Leben führen in persönlicher Begegnung mit Jesus Christus, der einzig vollkommen in Begegnung mit Gott und mit den Menschen lebte. Dann beginnt der Mensch sein wirkliches Leben.
© P. Dr. Herbert Schneider OFM
Der Autor P. Dr. Herbert Schneider OFM, 1938 in Dockweiler / Eifel geboren, Franziskaner, empfing 1965 die Priesterweihe. Anschließend Studium der Philosophie, Pädagogik und Politik an der Universität Köln. Während dieser Zeit Leitung des Studentenheims der Franziskaner und Mitarbeit in der Hochschulseelsorge in Köln und in der Ausbildung des Ordensnachwuchses in Münster. Nach der Promotion 1972 war er in der Seelsorge, Lehre und Erziehung am Franziskus-Gymnasium und in der Leitung des Franziskus-Internates in Vossenack / Nordeifel tätig. Von 1980 bis 1989 Provinzial der Kölnischen Ordensprovinz der Franziskaner und von 1986 bis 1989 Vorsitzender der Vereinigung Deutscher Ordensoberen (VDO). Von 1991 bis 2001 an der Ordensleitung in Rom als Generaldelegat für die mit dem Franziskanerorden verbundenen anderen franziskanischen Orden, unter ihnen die Klarissen, zuständig. Bis 2004 war er als Geschäftsführer der neuen Schulgesellschaft des Franziskus-Gymnasiums Vossenack und danach bis 2010 Wallfahrtsleiter im Marienwallfahrtsort Neviges und bis 2020 in Vossenack als Referent und geistlicher Schriftsteller tätig. Seit Beginn 2020 in Mönchengladbach wirksam, wo er seit längerer Zeit die Leitung der Johannes-Duns-Scotus-Akademie hat.