Lüpertz, Markus
Lüpertz - Bacchus
Bestell-Nr 0320
ISBN 978-3-87448-552-4
erschienen 27.05.2022
Rubrik Kunst und Kultur
Umfang 80 Seiten
Maße 24,0 x 30,0 cm
Einband Softcover (Fadenheftung)
Preis 34,80 inkl. 7% MwSt
Lieferstatus  
Zum Katalog

Mosel & Moderne

Weinregionen sind naturgemäß landwirtschaftlich geprägt, die Siedlungsstrukturen dörflich, das kulturelle Angebot eher bescheiden. So auch die Mosel, hier aber gibt es eine mehr als 2.000-jährige Geschichte; und seit Trier römischer Regierungssitz und das Kurfürstentum jahrhundertelang ein wichtiger Gestalter des alten Reiches war, wurde laufend gebaut und zeitgenössische Kunst angehäuft.
Der Landadel baute Burgen und Schlösser, die Kurfürsten schmückten Trier mit Palästen, Klöster und Kirchen, und die Bürger umgaben die kleinen Städte mit Wehrmauern und Wachtürmen. Den Mangel an Künstlern und Architekten glich man aus, indem man sich solche als Zeitarbeiter „leihte“, so zum Beispiel Baltasar Neumann und Bruno Möhring. All das fand ein Ende, als sich unsere Nachbarn ab Mitte des 17. Jahrhunderts durch Überfälle und Besetzungen ganz außerhalb echter kriegerischer Auseinandersetzungen regelmäßig und über fast 200 Jahre hin aufmachten, alles Bewegliche zu rauben und die Architektur zu vernichten. Was nicht brannte, wurde gesprengt, selbst die romanischen Kaiserdome in Worms und Speyer, die römische Basilika in Trier, fast alle Klöster, Kirchen und Synagogen an Rhein und Mosel.
Erst als die Mosel 1815 preußisch wurde, konnte Zerstörtes wieder aufgebaut werden, Kunst und Kultur zurückkehren. Das Trauma der Wehrlosigkeit eines Kleinstaates gegen ein mächtiges nachbarliches Königreich herrschte aber lange Zeit vor und ließ kreative und unternehmerische Menschen auswandern.
Es ging mehr als die Hälfte der Bevölkerung ab Mitte des 18. Jahrhunderts vorzugsweise in die USA. Das hinterließ ein langes kulturelles Vakuum. So wundert es nicht, dass auch die Moderne keinen fruchtbaren Boden fand. Allerdings entwickelte sich ab Mitte des 19. Jahrhunderte die Gilde der Weinkaufleute, beflügelt durch eine wachsende internationale Nachfrage nach Moselwein, zu einer einflussreichen Berufsgruppe. Man reiste nicht nur durch Europa, auch nach Asien und besonders oft nach Nordamerika. Kunst und Architektur blühten auf, versanken aber dann durch die Auflösung der Handelswege und das schlechte Image deutscher Weine nach zwei Weltkriegen.
Die Erkenntnis der heutigen Situation aus den historischen Wurzeln führte um 2015 zu der Idee, Gegenwartskunst in die Region zu holen. Die Restaurierung eines historischen Gebäudes aus dem 17. Jahrhundert und dreier weiterer benachbarter historistischer Bauten boten eine gute Möglichkeit, in dem sonst so eng bebauten alten Stadtzentrum von Berrnkastel. Von hier aus soll ein Signal ausgehen, der weit über 2.000 Jahre alte Weinbau, der Wein soll sich wieder mit der zeitgenössischen Kunst verbinden und wer wäre da geeigneter als Markus Lüpertz …

Bernkastel-Kues im Mai 2022
© Michael Willkomm

Markus Lüpertz,

1941, am 25. April in Liberec, Böhmen, geboren. 1948 Flucht der Familie nach Rheydt/Rheinland. 1956–1961 Studium an der Werkkunstschule Krefeld bei Laurens Goosens; Aufenthalt im Kloster Maria Laach; einjährige Arbeit im Kohlebergbau unter Tage; Studien in Krefeld und an der Kunstakademie Düsseldorf; Arbeit im Straßenbau; Aufenthalt in Paris. Seit 1961 freischaffender Künstler. 1962 Übersiedlung nach Berlin; Beginn der „dithyrambischen Malerei“. 1963 Beginn der „Donald Duck“-Serie. 1964 Eröffnung der Galerie Großgörschen 35 in Berlin, Ausstellung: „Dithyrambische Malerei“. 1966 Manifest „Kunst, die im Wege steht. Dithyrambisches Manifest“. 1968 Manifest „Die Anmut des 20. Jahrhunderts wird durch die von mir erfundene Dithyrambe sichtbar gemacht“; erste Ausstellung bei Michael Werner, Berlin. 1970 Preis der Villa Romana, einjähriger Aufenthalt in Florenz; Beginn der „Deutschen Motive“. 1971 Preis des Deutschen Kritikerverbandes. 1973 Ausstellung: „Bilder, Gouachen, Zeichnungen. 1967–1973“, Staatliche Kunsthalle Baden-Baden. 1974 Organisation der 1. Biennale Berlin; Gastdozentur, 1976–1987 Professur an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste, Karlsruhe. 1977 Beginn der „Stil-Bilder“; Wandbilder für das Krematorium Ruhleben, Berlin; Rücktritt von der documenta 6 (mit Georg Baselitz); Ausstellungen: „Dithyrambische und Stil-Malerei“, Kunsthalle Bern; Hamburger Kunsthalle; Stedelijk Van Abbemuseum, Eindhoven. 1980 Beginn des „Alice im Wunderland“-Zyklus. 1982 documenta 7, Kassel; Bühnenbild zur Oper „Vincent“ von Rainer Kunad, Staatstheater Kassel. 1983 Bühnenbild zur Oper „Werther“ von Jules Massenet, Ulmer Theater (vor der Premiere entfernt); Ausstellung: Stedelijk Van Abbemuseum, Eindhoven. 1984 Aufenthalt in New York; Bilder zu „Pierrot Lunaire“. 1985 Beginn der Bilder nach Corot; Beginn der Auseinandersetzung mit antiken Themen. Ab 1986 Professur an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf, 1988–2009 Rektor; Entstehung der „Zwischenraumgespenster“-Serie; Skulptur „Titan“; Ausstellung: Lenbachhaus, München. 1989 Beginn der Bilder nach Poussin; Ausstellung: „Retrospektive 1964 bis 1988“, Abbaye Saint-André, Centre d‘Art Contemporain, Meymac. 1989/90 Kirchenfensterentwürfe für die Kathedrale von Nevers. 1990 Lovis-Corinth-Preis, Künstlergilde Esslingen. 1991 Bühnenbild und Kostüme zur Oper „Der Sturm“ von Frank Martin (nach William Shakespeare), Bremer Theater; Ausstellung: „Retrospektive 1963 bis 1990“, Museo Nacional, Centro de Arte Reina Sofía, Madrid. 1993 Beginn der Serie „Männer ohne Frauen – Parsifal“; Ausstellung: Kunstmuseum Bonn. 1994 Ausstellungen: Palais Liechtenstein, Wien; Reuchlinhaus, Pforzheim. 1995 Skulptur „Judith“; Ausstellungen: Galerie der Stadt Stuttgart; Städtische Kunsthalle Mannheim, Städtische Kunstsammlungen Augsburg; Gerhard Marcks-Haus Bremen; Museum für Moderne Kunst in Bozen. 1996 Entstehung des „Otello“-Zyklus; Bühnenbild und Kostüme zu Verdis Oper „Troubadour“, Deutsche Oper am Rhein, Duisburg und Düsseldorf; Ausstellung: Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf. 1997 Ausstellungen: Stedelijk Museum, Amsterdam; Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung München; Von der Heydt-Museum, Wuppertal. 1998 Ausstellung der Bilderfolge „Monte Santo“, Galerie Michael Werner, Köln. 1999 Beginn des „Vanitas“-Zyklus. 2000 Präsentation des „Vesper“-Zyklus in der Ausstellung „Lost Paradise Lost. Kunst und sakraler Raum“, Hannover. 2001 Wandbild „Die sechs Tugenden“ und Skulptur „Die Philosophin“, Bundeskanzleramt, Berlin. 2002 Ausstellungen: IVAM Centre Julio Gonzalez, Valencia; Museum Würth, Künzelsau. 2004 IV. International Prize „Julio González“. 2005 Skulpturen „Adler“, Bundesgerichtshof Karlsruhe, „Hommage an Mozart“, Salzburg. 2006 Doktor honoris causa der Kunstakademie Breslau (Wroclaw). 2009 Skulptur „Apoll“, Bamberg; Ausstellung: „Hauptwege Nebenwege. Eine Retrospektive“, Kunst- und Ausstellungshalle Bonn. 2010 Zwölf Kirchenfensterentwürfe für St. Andreas, Köln; Skulptur „Herkules“, Zeche Nordstern, Gelsenkirchen; Ausstellung: Albertina Wien. 2013 Internationaler Mendelssohn-Preis, Leipzig. 2014 Skulptur „Hommage an Beethoven“, Bonn; Ausstellung: Hermitage St. Petersburg. 2015 „Grand Prix artistique 2015“, Fondation Simone et Cino Del Duca; Ausstellungen: „Une Rétrospective“, Musée d‘Art Moderne de la Ville de Paris; „Markus Lüpertz / Arnulf Rainer – Bildende Kunst“, Arnulf Rainer Museum, Baden; „Nichts Neues. Die Abstraktion hat noch nicht begonnen“, Bode-Museum, Berlin. 2016 Skulpturen „Das Echo des Poseidon“, Duisburger Hafen, Mercatorinsel, „Uranos“, Theaterplatz Essen; Ehrenbürgerschaft der Stadt Liberec (Tschechien). 2017 Ausstellungen: „Max Klinger / Markus Lüpertz. Zeitgenössische Kunst“, Museum der bildenden Künste, Leipzig; „Threads of History“, Hirshhorn Museum, Washington; „Markus Lüpertz“, The Phillips Collection, Washington. 2018 Bühnenbild und Kostüme zur Oper „Una cosa rara“ von Vicente Martín y Soler, Theater Regensburg; Ausstellungen: „Markus Lüpertz. Dans l´Atelier“, Musée de la Vie Romantique, Paris; „,Der Tod, der bleiche Freier‘. Gipse“, Skulpturenpark Waldfrieden, Wuppertal. 2019 Skulptur „Leda“, Monheim, Rheinufer; Ausstellungen: „Über die Kunst zum Bild“, Haus der Kunst München; „Oser la peinture“, Proprieté Caillebotte, Yerres. 2020 Ausstellung: Museum Jorn, Silkeborg, seit 2020 Arbeiten an 14 großformatigen Keramikreliefs für die Karlsruher U-Bahn. 2021 Regiedebüt, Bühnenbild und Kostüme zur Oper „La Bohème“ von Giacomo Puccini, Staatstheater Meinungen; Einbau von 6 der geplanten 8 Kirchenfenster, St. Elisabeth, Bamberg; Ausstellung: „A small, irrational, artist-led retrospective“, Museum für Moderne Kunst MMOMA, Moskau. 2022 Einbau der letzten 2 Fenster, St. Elisabeth, Bamberg; Ausstellung: Palazzo Loredan, Venedig, während der 59. Biennale.
Markus Lüpertz lebt und arbeitet in Berlin, Düsseldorf und Karlsruhe.