Gertz, Kurt-Peter
Gertz - GOTT in der modernen Kunst
Bestell-Nr 06630
ISBN 978-3-87448-545-6
erschienen 17.03.2022
Rubrik Kunst und Kultur
Umfang 216
Maße 22,0 x 22,0 cm
Einband Hardcover mit Fadenheftung
Preis 34,90 inkl. 7% MwSt
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Nach der Trilogie zu den Hochfesten des christlichen Kirchenjahres „Weihnachten in der modernen Kunst“ (2015), „Ostern in der modernen Kunst“ (2017) und „Pfingsten in der modernen Kunst“ (2019) soll mit dieser Publikation „GOTT in der modernen Kunst“ Ursprung und Ziel des christlichen Glaubens bzw. einer allgemeinen religiösen Überzeugung in Darstellungen der modernen Kunst vorgestellt werden.
Zwar stimmt es nicht ganz, was das „Lexikon der christlichen Ikonographie“ unter den Stichwörtern „Gott, Gottvater“ feststellt: „Während das Christusbild in der Kunst des 20. Jahrhunderts fortlebt …, ist das Bild Gottvaters erneut verschwunden.“ Aber: Darstellungen Gottes sind in der Kunst der letzten ca. 100 Jahre selten. 30 Bildbeispiele habe ich ausgewählt. Davon werden 20 ausführlich behandelt, 10 in kürzeren Analysen bzw. Fragen vorgestellt. Die Bildbeispiele werden ergänzt durch 7 zusätzliche oder erklärende Abbildungen im Text.
Die Prinzipien meiner Auswahl sind: Die Stichwörter „Gott“, „Schöpfer“ oder „Vater“ kommen in den Titeln der Künstler vor (Rodin, Kubin, Rohlfs, Pechstein, Barlach, Klee, Grieshaber, Teuwen, Chagall, Baselitz, Nevelson, Naschberger, McDermott, Chujkov, Rainer, Kiefer, Reiners-Maaz, Triegel, Rizzi); oder: der den Kunstwerken zugrunde liegende Bibeltext schafft eine direkte Verbindung zum Thema „Gott“, wie z. B. „Schöpfung“, „Brennender Dornbusch“ oder „Apokalypse“ (Caspar, Kirchner, Beckmann, Meistermann, Fuchs, Dali); oder: die Dreifaltigkeits-Symbolik ist eindeutig (Campendonk, Molzahn, Mack); oder: die Darstellung eines herkömmlichen Gottesbildes ist eindeutig (Magritte). Eine Ausnahme bildet Noldes „Der große Gärtner“, bei dem verschlüsselt ein religiöses Weltprinzip anklingt.
Nicht aufgenommen habe ich abstrakte Arbeiten von Marc Rothko (1903-1970), Barnett Newman (1905-1970) oder Yves Klein (1928-1962), obwohl sich alle drei gegen eine rein formalistische Interpretation ihrer Bilder gewehrt haben. Rothko: „Die Menschen, die vor meinen Bildern weinen, haben das gleiche religiöse Erlebnis, das ich hatte, als ich sie malte.“ Newman: Dem gegenwärtigen Maler geht es „um ein Eindringen in das Welt-Geheimnis. Seine Vorstellungskraft sucht deshalb in metaphysische Geheimnisse einzudringen.“ „Klein sah seine gold-rosa-blauen, zu Triptychen vereinten Tafeln als Bilder der Trinität.“ Dennoch fühlte ich mich nicht kompetent und habe nicht gewagt, diese Arbeiten über das unbestimmte Stichwort „Geheimnis“ hinaus in direktere und unmittelbarere Beziehung zum Thema „Gott“ zu bringen.
Andererseits ist es erstaunlich, wie viele der ausgewählten modernen Künstler auf das traditionelle Gottesbild eines älteren Mannes, eines „Hochbetagten“ zurückgreifen, das auf einer Vision im Alten Testament (Dan 7,9) beruht (Kubin, Caspar, Rohlfs, Pechstein, Barlach, Klee, Teuwen, Magritte, Dali, Rizzi). Dazu eine kritische Bemerkung des Theologen und Kulturwissenschaftlers Andreas Mertin (geb. 1958) mit Bezug auf das Glasfenster von Rizzi: „Die Darstellung Gottes als bärtiger alter Mann lässt sich heutzutage auch nicht mehr als ironischer Rückgriff auf frei floatierende Klischeebilder der Vergangenheit rechtfertigen. Derartige Darstellungen schreiben eine Geschichte eines Missverständnisses fort, das die Gottesbilder – gegen die biblische Überlieferung – einseitig auf das männliche Geschlecht fixiert.“
Die Auswahl der 30 Kunstwerke ist natürlich wiederum recht subjektiv, zeigt aber (im Rahmen der begrenzten Quantität) eine gewisse Vielfalt: Künstlerinnen und Künstler werden vorgestellt, Arbeiten innerhalb und außerhalb von Kirchenräumen, Werke mit unterschiedlichen Materialien (Plastik, Gemälde, Zeichnung, Aquarell, Holzschnitt, Fresko, Glasfenster, Environment) und vor allem Arbeiten mit ganz unterschiedlichen Aussageabsichten und Intentionen. Schlagwortartig und damit einseitig sollen die 30 ausgewählten Kunstwerke mit Stichworten charakterisiert werden, wie sie sich dem Thema „Gott“ nähern bzw. es formal-inhaltlich auffassen: ästhetisch (Auguste Rodin), grotesk (Alfred Kubin), expressiv (Karl Caspar), bibelgemäß (Christian Rohlfs), konzentriert (Ernst Ludwig Kirchner), monströs (Hermann Max Pechstein), heroisch (Ernst Barlach), symbolisch (Heinrich Campendonk), parodistisch (Paul Klee), kalligraphisch (HAP Grieshaber), mythisch (Emil Nolde), autobiographisch (Max Beckmann), mystisch (Johannes Molzahn), monumental (Georg Meistermann), phantastisch (Ernst Fuchs), innovativ (Wilhelm Teuwen), kontrastierend (Marc Chagall), ironisch (René Magritte), evolutiv (Salvador Dalí), dämonisch (Georg Baselitz), assoziativ (Louise Nevelson), doppeldeutig (Gerhard Naschberger), lichtvoll (Heinz Mack), verrätselt (David McDermott & Peter McGough), fragmentarisch (Ivan Chujkov), verfremdet (Arnulf Rainer), feministisch (Anselm Kiefer), zeichenhaft (Marianne Reiners-Maaz), verdeckt (Michael Triegel), poppig (James Rizzi).
Dabei sind die meisten der ausgewählten Bildbeispiele freie, zweck-ungebundene Arbeiten, wenige befinden sich in Kirchenräumen (Campendonk, Meistermann, Nevelson, Mack, Rizzi).
Die Bildbeispiele sind chronologisch geordnet.
Da auch beim Thema „Gott“ die Intentionen und Aussageabsichten der Künstlerinnen und Künstler der Moderne sehr unterschiedlich und individuell sind (es gibt ja nicht die moderne Kunst), habe ich versucht, zunächst die Ideen, theoretischen Hintergründe und vor allem auch die persönliche Einstellung (positiv oder negativ) zur Bibel und zum Glauben der einzelnen Künstler aufzuzeigen, um danach eine möglichst ausführliche Analyse der Farben, Formen und Darstellungen der Werke anzuschließen. Diese Analysen und Assoziationen sind naturgemäß recht subjektiv und damit einseitig. Sie können und wollen jeden Betrachter anregen, sich selbst mit den Kunstwerken auseinanderzusetzen und gegebenenfalls zu eigenen Sichten und Interpretationen zu kommen.
Die Bibel-Zitate des Alten Testament sind der Neuen Einheitsübersetzung (2016) entnommen, die des Neuen Testaments der markanten Bibelübersetzung von Fridolin Stier (1902-1981).
© Kurt-Peter Gertz

Der Autor
Kurt-Peter Gertz wurde am 24. September 1942 in Wuppertal-Elberfeld geboren. Nach dem Abitur und der Bundeswehrzeit studierte er in Bonn, Freiburg und Köln katholische Theologie, Philosophie und Kunstgeschichte. 1975 wurde er zum Priester geweiht und zum Dr. theol. promoviert. Von 1975 bis 1979 war er Kaplan in Düsseldorf-Oberbilk, von 1979 bis 1984 Hochschulpfarrer an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, von 1984 bis 2000 Pfarrer in der Jakobus-Gemeinde in Ratingen-Homberg und von 2000 bis 2009 Pfarrer in der Martinus-Gemeinde in Kaarst. 2009 trat er in den Ruhestand und genießt ihn in Ratingen.


Rheinische Post - Viersen e-paper vom 06.07.2022

MENSCH & STADT
Gott und die Künstlerin aus Viersen
Drinnen Werke von Chagall, Dalí, Nolde und Rizzi — den Buchumschlag aber ziert ein Werk der Viersener Künstlerin Marianne Reiners-Maaz. Göttlich!

Seit vielen Jahren haben es Gesichter der Viersener Künstlerin Marianne Reiners-Maaz angetan. Sieben Profile sind in ihrem Aquarell zu entdecken.
VON SIGRID BLOMEN-RADERMACHER

VIERSEN | Das ist doch eine außergewöhnliche Ehre: In einem Atemzug mit Emil Nolde, Paul Klee, Marc Chagall und Salvador Dalí genannt zu werden. So ist es der Viersener Künstlerin Marianne Reiners-Maaz in dem von Kurt-Peter Gertz herausgegebenen Buch mit dem Titel „Gott in der modernen Kunst“ ergangen.

Ihr 56 x 76 Zentimeter großes Aquarell ohne Titel aus der Serie „Projektionen“ aus dem Jahr 2012 hat dort einen gebührenden Platz unter den 30 Werken anderer namhafter Künstler gefunden: auf dem Titel. Gertz untersucht in seinem Buch die bildnerische Präsenz Gottes in der klassischen sowie in der zeitgenössischen Kunst.

Marianne Reiners-Maaz und der der Kunst zugewandte Theologe und Autor Gertz kennen einander seit vielen Jahren. Als Gertz Vorüberlegungen zu seinem Buch über „Gott in der modernen Kunst“ anstellte, fragte er bei Reiners-Maaz an, ob er das ihm vertraute Aquarell in sein Buch aufnehmen und einen Text darüber schreiben dürfe. Da sagte die Viersenerin ja.

Später kam eine weitere Anfrage: Ob Marianne Reiners-Maaz etwas dagegen habe, wenn das Deckblatt mit ihrem Aquarell gestaltet werde. Gegen diese doppelte Ehre und Wertschätzung hatte sie natürlich nichts einzuwenden. In ihrer typischen Zurückhaltung erklärt Marianne Reiners-Maaz: „Ich habe Glück gehabt, ich bin da so reingerutscht.“

Das Bild der 1948 in Viersen geborenen Künstlerin gehört zu einer Reihe von Arbeiten, in denen sie sich mit dem menschlichen Gesicht beschäftigt. Profile nach Zeitungsvorlagen bringt sie aufs Aquarell und in Beziehung zueinander. Sieben grau gehaltene Profile des in dem Buch abgedruckten Bildes sind in zwei Gruppen zueinander sortiert. Über die Gesichter wird in ultramariner Farbe das englische Wort für Gott „G O D“ projiziert. Diese drei Buchstaben verbinden die sieben menschlichen Profile miteinander. „Gott ist nicht darstellbar, sondern lediglich in Zeichen puzzleartig zu vermitteln“, kommentiert der Theologe Gertz Reiners-Maaz‘ Bild.

Seit Jahren nimmt das Sujet des menschlichen Gesichts einen wichtigen Platz ein im Schaffen der Künstlerin – bevorzugt im Aquarell, vereinzelt in der Computerzeichnung. 2001 hatte Reiners-Maaz erstmals mit der Maus am Computer gezeichnet, so dass ein Abstand zwischen Arbeitsfläche und Malgrund bestand.

© Sigrid Blomen-Radermacher